Im 13. Jh. v. Chr. wird durch die Auflösung einheitlicher kultureller Gefüge, durch historische Ereignisse, die vorwiegend im Mittelmeerraum stattfinden, die Endphase der prähistorischen Entwicklung Mitteleuropas eingeleitet.
Großreiche, wie das der Hethiter in Anatolien gehen unter, die kretisch-mykenische Vormachtsstellung in der Seefahrt und im Handel wird gebrochen, Ägyptens Grenzen werden bedroht.
Hinter allen diesen Vorgängen steht eine vorwiegend im geistig-religiösen verhaftete Bewegung, die für uns in der Ablösung der Körperbestattung durch die Leichenverbrennung fassbar wird.
Die neue Bestattungsform, die in der Jüngeren Bronzezeit einsetzt, gab der Urnenfelderkultur den Namen. Ihre Verbreitung reicht von den Britischen Inseln über Europa bis in die Ägäis, ohne dass ihre Träger einen ethnisch einheitlichen Komplex gebildet hätten. In wenigen Jahrzehnten führt ein ungewöhnlich heftiges Expansionsvermögen zu einer verstärkten Durchsiedelung des Landes. In unserem Raum ist dies vorwiegend auf den bereits in der Frühbronzezeit begonnenen, jetzt aber intensivierten Abbau von Kupfererzen im Salzach-Inngebiet zurückzuführen.
Weit über 1000 Bestattungen aus dieser Periode entdeckte man im tirolischen Inntal und seinen Seitentälern. Sie dokumentieren eine noch nie da gewesene Besiedlungsdichte. Hier wird auch eine lokale Variante der gesamteuropäischen Kultur, die Nordtiroler Urnenfelderkultur ausgebildet, deren Sonderformen, z.B. die Säulchenurne, weit über unsere Grenzen hinaus ausstrahlen.
Der materielle Besitz verändert sich eindrucksvoll, die Form der Tongefäße wird gestrafft und klar, neue Schmuckformen werden entwickelt, zweckmäßige Geräte, wie das Messer erscheinen und das alte Streitbeil wird vom Schwert abgelöst.
Das 1955 in Volders entdeckte und in der Folge von Dr. Alfons Kasseroler ausgegrabene Gräberfeld, mit 431 Gräbern das größte bisher in Tirol bekannt gewordene, durchläuft den gesamten Zeitraum der Urnenfelderkultur und endet, wie die meisten übrigen in unserem Gebiet untersuchten Gräberfelder dieser Periode, abrupt im 9. Jh. v. Chr., möglicherweise aufgrund einer einschneidenden klimatischen Veränderung.
Das Bestattungsritual sieht die Verbrennung des in seine Gewänder gekleideten Toten auf einem Scheiterhaufen vor, seine Asche, das verschmorte Trachtzubehör, Speisen, Metall- und Keramikbeigaben werden in der Urne oder auch außerhalb dieser geborgen und beerdigt.
Die Grabbauten sind unterschiedlich konstruiert. Im Gräberfeld von Volders herrschen das Koppengrab (aus Rollsteinen errichtete Grabkammer von rechteckigem oder rundem Grundriss mit einer gewölbeähnlichen Abdeckung oder einer durch eine Steinplatte gebildeten Decke) und das Plattengrab vor (aus verschieden großen Steinplatten zusammengestellte Steinkiste).
Weitaus seltener trifft man andere Grabformen an. Einen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Grabtypus, der sozialen Stellung des Verstorbenen und einer bestimmen Zeitgruppe konnte nicht beobachtet werde.
Die wirtschaftlichen Grundlagen bilden auch in dieser Periode noch die Viehzucht und die Feldwirtschaft, doch führte die verstärkte metallurgische Produktion zur Ausbildung neuer Berufsstände. Bergmänner, Schmiede, Metallgießer, Schwertfeger u. a. müssen nun von den Bauern mitversorgt werden.
Durch die Öffnung neuer Absatzgebiete für Bronze und Bronzewaren nimmt der Handel einen ungeahnten Aufschwung. All dies erfordert ausgeprägte Organisation, die am Beginn einer sozialen Differenzierung steht.
Weiterführende Links:
www.volders.tirol.gv.at